Innovationen der Digitalisierung verändern die Veranstaltungsbranche. Neue Formen des Dialogs werden möglich, weil Messebesucher meist über Smartphones oder Tablets verfügen und diese Devices für das optimale Messeerlebnis nutzen. Messebesucher müssen sich nicht mehr an einem Ort aufhalten, um Neuigkeiten zu erfahren, Innovationen auszutauschen oder zu netzwerken. Sie können gezielt individuell durch digitale Tools und neue Technologien angesprochen werden.
Der von Dr. Thorsten Knoll herausgegebene Sammelband Veranstaltungen 4.0 – Konferenzen, Messen und Events im digitalen Zeitalter vereint elf Aufsätze, die für den Messebereich eine „digitale“ Zukunft prognostizieren, etwa weil Technologien insgesamt preiswerter und vielfältiger werden. Sie stellen in dem informativen Fachbuch neue Veranstaltungswege und –formate auch für den Messebereich vor.
Großveranstaltungen papierlos durchführen
David Sossna und Prof. Oliver Thomas berichten im ersten Fachbeitrag von der Internationalen Tagung Wirtschaftsinformatik (WI), die 2015 weitestgehend papierlos und durch den Einsatz digitaler Technologien vorbereitet, organisiert und durchgeführt wurde.
Durch den Wegfall von Papier als Vermittlungsmedium konnten Zeit, Geld und materielle Ressourcen gespart werden. Cloud-Technologien ermöglichten in der Eventplanung die zentrale und sichere Speicherung von Daten, die permanent und ortsunabhängig Informationen verfügbar machte. So wurden Planungsprozesse verkürzt und es konnte oft direkt interagiert werden. Digitale Technologien erhöhen hier eine Flexibilität bei der Vorbereitung, Organisation und Durchführung von Veranstaltungen.
Voraussetzungen für digitale Kommunikationswege
Durch den Verzicht auf Printprodukte müssen andere Kommunikationskanäle für Großveranstaltungen gefunden werden. Wichtig wurden hier die Usability und das responsive Webdesign der Veranstaltungshomepage.
Beworben wurde das Großevent WI 2015 durch Serienemails mit personalisierter Ansprache, Social Media, WhatsApp und SMS. Es gab eine Veranstaltungs-App, Bildschirme am Tagungsort und eTickets mit je einem personalisierten Barcode. Auch funktionierendes und leistungsstarkes WLAN, eine ausreichende Stromversorgung und ausreichend verfügbare Mehrfachstecker zum Aufladen der Mobilgeräte wurden gewährleistet.
Die Sponsorenakquise war erstaunlicherweise erfolgreicher als bei den Vorgänger-Veranstaltungen. Hier verweisen die Autoren auf Befragungen der Sponsoren, welche in der Papierlosigkeit der Veranstaltung keinen Nachteil für ihr Sponsoring sahen. Ganz papierlos war es dann aber anscheinend doch nicht. So wurden vor Ort Namensschilder gedruckt und die Sponsoren verteilten selbst Printmaterialien. Hier könnten Sponsoren oder Aussteller punkten, die gemäß dem Credo der Veranstaltung andere Werbematerialien als Printprodukte anbieten.
Bewegtbild als Hingucker auf Großveranstaltungen
Das Bewegtbild in Form des digitalen Videos liegt allgemein im Trend, so häufen sich die Kurzvideos auf Social Media-Kanälen wie Snapchat, Instagram oder Twitter. Prof. Robert Strzebkowski und Prof. Jürgen Lohr von der Beuth Hochschule für Technik beschäftigen sich in ihrem Beitrag mit neuen Bewegtbildtechnologien als Kommunikationsmedium unter anderem für Messen.
Videos eignen sich ihnen zufolge gut, um Arbeitsvorgänge, Funktions- und Handlungsabläufe, Servicearbeiten oder räumliche Situationen zu dokumentieren und zu präsentieren. Zum Abruf bereitgestellte Live-Übertragungen ermöglichen es etwa, dass Messebesucher parallel zu einem Messeevent stattfindende Vor-Ort-Aktivitäten wie Präsentationen oder Foren mitnehmen können.
Die interaktive Arbeitsgruppe Beuth Media experimentiert im Bereich sogenannter „Multi-View“-Verfahren, bei denen Live-Streaming-Nutzer flexibel zwischen parallelen Videostreams der inhaltlichen Darbietung wählen können, wie etwa dem Bild des Referenten oder den Folien.
Als Mittel des interaktiven Storytellings auf Events thematisieren die Autoren auch einen sogenannten Social Media-Livestream vor Ort auf einer Wall zu einem festgelegten Messe-Hashtag und 360-Grad-Videoaufzeichnungen und-übertragungen.
Bleibende Eindrücke durch Augmented Reality
Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR) beschäftigen sich als Teilgebiete der Informatik mit der Erstellung virtueller Räume, wobei AR anders als VR auch mit dem realen Raum arbeitet und diesen etwa durch visuelle Zusatzinformationen ergänzt.
Ein Beitrag von Kai Wegner skizziert konkrete Nutzungsszenarien für Augmented- und Virtual-Reality-Systeme. Mögliche Anwendungsfälle werden umrissen, Einsatzzwecke beleuchtet und Hinweise zum Einsatz der Technik bei Veranstaltungen gelistet. Dabei beschreibt Wegner auch Szenarien, die teilweise den Prototypenstatus noch nicht verlassen haben. Auf Messen könnten ihm zufolge VR-Systeme etwa eingesetzt werden, um noch gar nicht existierende Produkte erlebbar zu machen.
Hackathons und MOOCs – Veranstaltungen 4.0 zeigt digitale Möglichkeiten auf
Zwei Aufsätze beschäftigen sich theoretisch und praktisch mit dem Eventformat Hackathon – ein Neologismus aus den Bestandteilen „Hack“ und „Marathon“. Hackathons sind ausgedehnte kollaborative Arbeitstreffen insbesondere im Gebiet der Hardware- und Softwareentwicklung. Bei den Events wird das Ziel verfolgt, Probleme in einer bestimmten Zeit mit konkreten Resultaten zu lösen.
Ein anderer Beitrag widmet sich dem Konzept so genannter Massive Open Online Courses (MOOCs), die als europäische E-Learning-Angebote des, mit der Universität Potsdam assoziierten Hasso Plattner Instituts auf der Bildungsplattform open HPI aufrufbar sind.
Der Lehrstoff ist bei MOOCs stets multimedial aufbereitet und wird interaktiv hinterfragt. Auch Gamification-Elemente und Forumsbeiträge von Lehrenden fördern die Aktivitätssteigerung Studierender in MOOCs. Attraktive Angebote virtueller Lernräume oder ergebnisorientierte Meetings, bei denen Messebesucher Probleme lösen können, könnten auch im Messegeschehen Eindruck machen.
Am digitalen Ausstellerstand auf der virtuellen Messe
Messen können heutzutage auch online stattfinden. Mit Chancen und Risiken digitaler Messeplattformen beschäftigt sich Martin Schulz in einem Beitrag, in dem er einen Überblick über digitale Eventformate gibt.
Lösungsanbieter digitaler Messeportale orientieren sich noch an Struktur und Ablauf einer physischen Messe, entfernen sich hier jedoch zunehmend von einer 3-D-Erlebniswelt. Persönliche Gespräche am digitalen Ausstellerstand werden durch geschützte Videomeetings angeboten. Neben einem digitalen Messekatalog sind multimediale Ausstellungen und Präsentationen oft Bestandteile virtueller Messen.
Schulz listet technische Voraussetzungen, die etwa für die erfolgreiche Nachbildung eines Messegesprächs in einem Videomeeting gelten sollten. Obwohl der persönliche Dialog auf Messen wahrscheinlich intensiver ist als in Video-Meetings könnte Ihre Teilnahme an einer virtuelle Messe positive Effekte für Ihr Unternehmensmarketing haben, da Sie hier in einem neuen Kontext digital in Erscheinung treten.
Thorben Grosser sieht hingegen in seinem Beitrag den direkten Kontakt weiterhin als größte Stärke von Veranstaltungen. Er betrachtet digitale Technologien als Mittel Events effizienter zu begleiten. So vereinfachen digitale Workflows oftmals manuelle Prozesse durch zentrale Datenspeicher oder Projektmanagementwerkzeuge. Dokumente wie Teilnehmerlisten können an einem Ort bei Anbietern wie Dropbox oder Google Drive oder unternehmensintern auf einem Server hinterlegt und geteilt werden.
Ein informatives Lektüreerlebnis
Teilweise wiederholen sich inhaltliche Schwerpunkte der Beiträge. Einige Aufsätze beschäftigen sich auch zu allgemeinen mit den Schritten der Gesellschaft hin zur Digitalisierung am Beispiel neuer Veranstaltungsformate.
Oft erschweren Fachvokabular, nicht erklärte Akronyme oder kleine Tippfehler (u. a. S. 15, S. 21, S. 46, S. 229) den Lesefluss. Die Autoren stellen auch eigene Produkte wie u.a. Apps vor, die sich manchmal noch im experimentellen Teststatus befinden. Kontaktdaten der Autoren, detailreiche farbige oder schwarz-weiße Abbildungen und weiterführende Literaturverzeichnisse runden das insgesamt recht interessante Sachbuch ab.
WUM Design macht Sie fit für die digitale Transformation der Branche
Beginnen auch Sie die medientechnischen Möglichkeiten zu nutzen und entwickeln Sie gelungene messebezogene Medienwelten. Laden Sie Messebesucher zur Interaktion und zur Produktion eigener Medien ein. So wecken Sie die Neugier beim möglichen Kunden und bieten Spaß-Momente.
Vielleicht bleiben Sie so auch nach Ihrem Messeauftritt noch durch prägende Erfahrungen in Erinnerung. WUM Design hilft Ihnen gerne, hier eine eigene Medienstrategie zu entwickeln. Kontaktieren Sie uns.
Unser Buchhinweis:
THORSTEN KNOLL (Hrsg.) | Veranstaltungen 4.0
Konferenzen, Messen und Events im digitalen Wandel
266 Seiten, Taschenbuch
EUR 34,99/ 26,99 (eBook)
Gabler Verlag, 2017
ISBN: 978-3-658-16222-1
eBook ISBN: 978-3-658-16223-8